Scheidentrockenheit
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Scheidentrockenheit: ein typisches Problem in den Wechseljahren
In den Wechseljahren haben viele Frauen aufgrund hormoneller Schwankungen mit Scheidentrockenheit zu kämpfen. Dies kann für die Betroffenen sehr unangenehm sein. Besonders Sex wird dann schnell schmerzhaft. Aber woher kommen diese Veränderungen? Während der Wechseljahre bildet sich das Scheidengewebe zurück. Und gelegentlich trifft dies auch auf das Harnblasengewebe zu.
Bis zu 40% der Frauen in der Postmenopause und 50% der Frauen über 60 Jahre leiden an einer Scheidenwandrückbildung, der sogenannten vaginalen Atrophie (vaginales Altern). Auch die Harnblase und der Harnleiter können von einer Rückbildung des Gewebes betroffen sein. Was aber bedeutet „vaginales Altern“?
Nach der letzten Regelblutung (der Menopause) kommt es bei Frauen zu einem natürlichen Östrogenmangel. Dadurch bilden sich die Scheidenwand und die Scheidenfalten zurück. Es entsteht eine glatte Oberfläche. Eine Hormonersatztherapie kann hier helfen, weil die Hormone den Östrogenmangel ausgleichen. Deshalb leiden nur wenige Frauen (10-25%) unter Hormonbehandlung an den Zeichen des vaginalen Alterns.
Auch bei 15% der prämenopausalen oder jüngeren Frauen kann Scheidentrockenheit auftreten. Eine trockene Scheide ist beispielsweise in der Stillzeit ein Thema. Denn durch das Stillen sinkt der Östrogenspiegel. Außerdem kann es bei Einnahme einer niedrig dosierten Pille zu diesen Beschwerden kommen. Denn die körpereigene Produktion von Östrogen wird unterdrückt.
Scheidentrockenheit im Hormonchaos
Scheidentrockenheit tritt bei Frauen jeglichen Alters auf, wenn die Hormone aus dem Gleichgewicht sind. Ursachen sind meist
- Stress,
- psychische Belastungen,
- Entbindung,
- Stillzeit und
- bestimmte Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen.
In den Wechseljahren tritt Scheidentrockenheit allerdings aufgrund der nachlassenden Östrogenproduktion vermehrt auf. Das liegt daran, dass Östrogene eine wichtige Schutzfunktion im Körper übernehmen. Sie schützen Augen, Haut und Scheide vor Trockenheit. Ferner wirken sie Infektionen der ableitenden Harnwege entgegen.
Bei Östrogenmangel werden Schamlippen und Scheidenschleimhaut schlechter durchblutet. Dadurch werden die Schleimhäute der Scheide allmählich dünner und trockener. Die Scheidenwände werden darüber hinaus anfälliger für Verletzungen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Trockenheit (ca. 75%),
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (ca. 38%),
- vaginaler Juckreiz (ca. 15%),
- Ausfluss (ca. 15%) und
- Schmerzen (ca. 15%).
Brennen nach dem Geschlechtsverkehr ist ebenfalls ein Zeichen für dünne Haut im Scheideneingangsbereich und weist auf vaginale Alterung hin.
Warum juckt die Scheide?
Scheidentrockenheit kann zu Juckreiz im Intimbereich oder brennenden Schmerzen führen. Es kommt häufiger zu „Wundsein“. Generell ist die Scheide in den fruchtbaren Jahren durch einen sauren pH-Wert (pH 3,5-4,5) gegen schädliche Bakterien und Pilze geschützt. Bei Östrogenmangel steigt der pH-Wert jedoch in den schwach sauren bis eher neutralen Bereich (pH 5,0-7,0) an. Dadurch wird das Wachstum scheidenuntypischer und krankmachender Keime unterstützt. Die Scheide wird anfälliger für Infektionen, wie der bakteriellen Vaginose. Charakteristisch für diese Erkrankung ist ein fischig riechender Ausfluss.
Weiterhin ist die natürliche Barriere der Scheide vor Infektionen nicht mehr gegeben, da kaum noch schützender Schleim am Gebärmutterhals (Zervixschleim) gebildet wird. So können vermehrt schmerzhafte und meist pilzbedingte Scheidenentzündungen die Folge sein. Typische Symptome bei vaginalen Pilzinfektionen sind anfänglicher Juckreiz und später Brennen. Weitere Anzeichen sind vermehrter dünner Ausfluss, der später weißlich-käsig wird, und eine deutliche Rötung von Scheideneingang und Vagina.
Warum werden Blase und Harnwege beeinträchtigt?
Nicht nur die Scheide, sondern auch die Harnblase wird von den weiblichen Sexualhormonen beeinflusst. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich auch die Schleimhäute von Blase und Harnröhre aufgrund des Östrogenmangels zurückbilden. Zusätzlich verschiebt sich auch hier der pH-Wert in den schwach sauren bis eher neutralen Bereich. Genau wie bei der Scheide steigt deshalb auch in den Harnwegen das Risiko für wiederkehrende Infekte.
Ebenso nimmt die Elastizität des Bindegewebes im Blasenbereich ab. Vor allem bei Frauen mit einer schwachen Beckenbodenmuskulatur kann es dann zu einem unfreiwilligen Abgang von Urin kommen (Inkontinenz). Geschieht dies bereits bei geringfügiger Belastung, wie Husten und Niesen, spricht man von einer Stress- oder Belastungsinkontinenz. In diesen Fällen kann eine lokale Therapie mit Estriol-haltigen Produkten helfen (siehe „Behandlungsmöglichkeiten: wirksam gegen Scheidentrockenheit“).
Wie sich eine trockene Scheide auf intime Momente auswirkt
Mit dem Abfall der Östrogenspiegel verändern sich auch einige körperliche Vorgänge, die für eine sexuelle Erregung wichtig sind. So ist zum Beispiel das Feuchtwerden der Scheide vermindert. Die Scheidenhaut ist leicht verletzlich und am Scheideneingang oftmals empfindsam. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Sexualität aus. Gemeinsam mit dem Verlust der Gewebselastizität, der Einengung der Scheidenweite und fehlender Gleitfähigkeit in der Scheide kann es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen.
Ferner ist Feuchtwerden für einen reibungslosen und schmerzfreien Sex notwendig. In den Wechseljahren dauert dieser Prozess generell länger. Deshalb bedarf es eventuell einer längeren Stimulation, bis sexuelle Erregung oder ein Orgasmus einsetzt. Bei regelmäßiger, sexueller Aktivität bleibt die Schleimhaut jedoch zumeist elastisch und wird schnell feucht.
Wichtig für Sie:
Infektionen sollten ärztlich abgeklärt werden. Auch bei schwerwiegenden hormonellen Beschwerden oder Schmerzen beim Sex ist der Besuch bei Ihrem Frauenarzt ratsam.
Professionelle Hilfe bei Scheidentrockenheit
Fällt es Ihnen auch schwer, über Juckreiz der Scheide und Brennen im Genitalbereich zu sprechen? Da sind Sie nicht die Einzige. Immer noch holen sich zu wenige Frauen Rat und professionelle Hilfe. So sprechen weniger als 25% der Betroffenen einen Arzt auf dieses Problem an. Und nur 30% der Frauen haben Untersuchungen zufolge mit ihren Frauenärzten und 29% mit ihren Hausärzten über die Beschwerden gesprochen. Ein Großteil der Frauen wurde niemals behandelt.
Oftmals ist die nachlassende Hormonproduktion der Eierstöcke auch von weitreichenden psychischen Problemen begleitet. Sie reichen von Depressivität und Reizbarkeit bis zu Ängstlichkeit. Hier ist es unbedingt wichtig und auch entlastend für Sie selber, sich ärztlichen und professionellen Rat zu suchen.
Behandlungsmöglichkeiten: wirksam gegen Scheidentrockenheit
Bei leichten Problemen mit Scheidentrockenheit greifen viele Frauen erst einmal auf eine Selbstbehandlung mit hormonfreie Befeuchtungsgele oder Befeuchtungsovula (Schmelzzäpfchen) zurück. Diese können rezeptfrei erworben werden.
Hormonfreie Behandlungsmöglichkeiten bei Scheidentrockenheit
Leiden Sie unter Beschwerden durch Trockenheit von Scheide und Intimbereich? Hier hilft eine tägliche Intimpflege mit feuchtigkeitsspendenden, hormonfreien Gelen. Die Anwendung ist ganz einfach. Die Präparate werden nämlich nur lokal im äußeren Bereich der Schamlippen und im Scheideneingang aufgetragen.
Einige Gele (z. B. KadeFungin Befeuchtungsgel) enthalten Hyaluron. Diese gelartige, durchsichtige Substanz wird natürlicherweise auch im menschlichen Körper gebildet, insbesondere in der Haut. Dort sorgt sie dafür, dass ausreichend Wasser im Gewebe gespeichert wird. So bleibt es elastisch und feucht.
Aus diesem Grund gilt Hyaluron als natürliches Befeuchtungsmittel. Durch die Anwendung von Hyalurongelen können deshalb auch trockenheitsbedingte Beschwerden unmittelbar vermindert werden. Ein weiterer Vorteil: Manche Befeuchtungsgele – so zum Beispiel KadeFungin Befeuchtungsgel – können auch zusammen mit Kondomen angewendet werden.
Wichtig für Sie:
Bei guter Verträglichkeit kann das Befeuchtungsgel mit Hyaluronan auch über längere Zeit und sogar während der Menstruation angewendet werden.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind rezeptfrei erhältliche Befeuchtungsovula mit Hyaluronsäure, Vitamin A und E. Die Scheidenzäpfchen werden in die Vagina eingeführt und geben Feuchtigkeit tief in die Scheide ab. Dort wird speziell die Elastizität der Scheidenhaut geschützt und verbessert. Gleichzeitig werden optimale Bedingungen für die Vermehrung und Reifung bestimmter Zellen in der Scheide geschaffen. Diese sind wichtig für den Heilungsprozess.
Durch die wasserbindenden Eigenschaften bildet die Hyaluronsäure zusätzlich eine Schutzbarriere gegen die äußere Umgebung. So werden ebenfalls Heilungsprozesse des Gewebes begünstigt. Die Kombination mit Vitamin A und E hat darüber hinaus eine antioxidative Wirkung. Das bedeutet, dass sogenannte freie Radikale das Scheidengewebe nicht so leicht angreifen können. Der Vaginalbereich ist so rundherum gut geschützt.
Hormonhaltige Behandlungsmöglichkeiten bei Scheidentrockenheit
Wenn ein Östrogenmangel zu den Beschwerden führt, bietet sich eine Therapie mit dem körpereigenen natürlichen Östrogen Estriol an. Denn damit kann die Ursache der Beschwerden direkt behandelt werden. Das Übel wird sozusagen an der Wurzel gepackt. Am besten wird der Wirkstoff direkt im Urogenitalbereich dort angewendet, wo der Mangel vorliegt. Dies gelingt beispielsweise in Form verschreibungspflichtiger Vaginalcremes, Vaginalzäpfchen oder Ovula. Durch das örtlich zugeführte Östrogen wird die
- Durchblutung der Scheidenhaut angeregt,
- Regeneration des Scheidengewebes unterstützt,
- Gleitfähigkeit der Scheidenhaut wiederhergestellt,
- Scheide elastischer und unempfindlicher.
Die Beschwerden werden so deutlich gelindert. Die lokale Anwendung von Östrogen bietet sich insbesondere an, wenn nur lokale Beschwerden auftreten.
Wichtig für Sie:
Auch wenn Sie bereits eine Hormontherapie aufgrund anderer Wechseljahresbeschwerden (wie Hitzewallungen oder Schlaflosigkeit) erhalten, kann die zusätzlich lokale Hormonanwendung hilfreich sein. Denn die empfohlenen niedrigen Dosierungen reichen zum Teil nicht aus, den Östrogenmangel im Vaginalbereich auszugleichen.
Unterstützende Maßnahmen: dies kann ich gegen Scheidentrockenheit tun
Durch die Verwendung von Gleitcremes oder Gleitgelen kann die Scheidentrockenheit kurzfristig ausgeglichen und die Gleitfähigkeit verbessert werden. Ein langfristiger Erfolg ist damit aber nicht möglich, da die Ursache nicht behoben wird. Denn Gleitcremes und Gleitgele verbessern weder die Durchblutung noch unterstützen sie Erneuerungsprozesse im Intimbereich und der Scheide.
Bleiben Sie sexuell aktiv!
Sexuelle Aktivität erhält die vaginale Gesundheit in der Postmenopause! So hat sich gezeigt, dass Geschlechtsverkehr von mehr als 3mal pro Monat eine erwiesenermaßen geringere Atrophie im Intimbereich im Vergleich zu sexuell inaktiven Frauen bewirkt. Auch Selbstbefriedigung (Masturbation) erhält die vaginale Feuchtigkeit und Elastizität.
Weitere Maßnahmen, die zu einer erfolgreichen Therapie bei Blasen- und Harnwegsbeschwerden in den Wechseljahren beitragen können:
- Beckenbodentraining
- Blasen-relaxierende Medikamente
- Im Einzelfall bei schwereren Senkungszuständen ist das Tragen von Pessaren (Gebärmutterzapfen) ratsam.
- Trink- und Miktionsverhalten (Blasenentleerung; mindestens 2 l täglich) sollten der Symptomatik und der Medikation angepasst werden.
Tipps für den Alltag!
Um Scheidentrockenheit zusätzlich entgegenzuwirken, meiden Sie alles, was die Schleimhäute reizt und Infektionen fördert. Dazu gehören
- enge und nicht atmungsaktive Hosen und Unterwäsche,
- eine zu intensive Intimpflege,
- chemische Verhütungsmethoden, wie mit spermienabtötenden Chemikalien beschichtete Kondome,
- Intimschmuck und Piercings.
Wichtig für Sie:
Sie sehen, Scheidentrockenheit ist „kein Beinbruch“. Zwar sind die Beschwerden unangenehm. Aber mit den geeigneten Maßnahmen können Sie die Probleme in Schach halten. So lässt sich das Leben wieder genießen – mit allem, was dazugehört!