sexuelle Lustlosigkeit
Inhaltsverzeichnis
Libidoverlust in den Wechseljahren
Die Wechseljahre sind mit vielfältigen Tücken verbunden. Neben klassischen Symptomen klagen einige Frauen auch über sexuelle Unlust. Doch was sind eigentlich die Ursachen sexueller Lustlosigkeit? Und was kann frau zur Steigerung Ihrer sexuellen Begierde tun?
Was versteht man unter Sexualität?
Unser Sexualtrieb wird größtenteils durch Hormone gesteuert. Bei Frauen sind dafür sowohl die weiblichen als auch männlichen Hormone (sogenannte Androgene) verantwortlich. Treten Hormonschwankungen auf, so ist die sexuelle Begierde (Libido) der Frau unterschiedlich stark ausgeprägt. Dies kann beispielsweise abhängig vom Menstruationszyklus beobachtet werden: Die Libido ist nämlich um den Zeitpunkt des Eisprunges herum am größten. Biologisch macht dies Sinn, denn nur in diesem Zeitraum kann eine Befruchtung und somit Fortpflanzung stattfinden.
Doch Sexualität ist mehr! Sie ist sowohl bei Frauen als auch Männern ein lebenslanges Grundbedürfnis. Sexualität wird mit dem gesamten Körper wahrgenommen und beeinflusst unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Dementsprechend beschränken sich Libido und Sexualität auch nicht nur auf die fruchtbaren bzw. zeugungsfähigen Phasen, sondern spielen lebenslang eine wichtige Rolle.
Der Einfluss von Hormonen ist dabei nicht allein entscheidend – individuelle Persönlichkeit, Vorlieben und Erfahrungen sind ebenfalls ausschlaggebend. Auch die äußeren Lebensumstände, wie Partnerschaften und Beziehungssituationen sowie das gesellschaftliches Umfeld, prägen die Sexualität eines Menschen. Deshalb ist die Sexualität bei jedem Menschen individuell sehr unterschiedlich und wandelt sich im Verlauf des Lebens permanent.
Wichtig für Sie:
Sexualität ist ein lebenslanges Grundbedürfnis, welches sich im Laufe des Lebens natürlicherweise verändert.
Enthaltsamkeit im Alter? Keinesfalls!
Der Körper verändert sich nicht nur durch die Wechseljahre, sondern auch mit zunehmendem Alter. Mit diesem körperlichen Wandel ändert sich auch oft die Sexualität. Aber nicht nur Sie, sondern auch Ihr Partner hat mit diesen Änderungen zu kämpfen.
Früher ging alles leichter? Mit dem Alter nimmt generell die Beweglichkeit und körperliche Leistungsfähigkeit ab. Vielleicht merken Sie bei sich, dass einige sexuelle Stellungen oder Praktiken nicht mehr ohne weiteres möglich sind. Auch die sexuellen Funktionen lassen nach. Die Stimulation kann daher etwas länger dauern als gewohnt.
Leider bleiben auch Personen in gutem allgemeinen Gesundheitszustand von einigen Erkrankungen (z. B. Rheuma, Arthrose) nicht verschont. Die sexuelle Aktivität ist dann schnell beeinträchtigt, wenn man mit Schmerzen zu kämpfen hat. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass Sexualität im Alter nicht mehr möglich ist.
Im Gegenteil: Probieren Sie doch mal neue Stellungen oder Techniken aus! Vielleicht bringt auch der Einsatz von Sexspielzeug oder Pornographie Ihr Liebesleben wieder auf den Höhepunkt. Wichtig ist nur, dass Sie und Ihr Partner sich dabei wohlfühlen.
Wichtig für Sie:
Veränderungen in der Sexualität sind häufig altersbedingt und betreffen Mann und Frau gleichermaßen.
Wechseljahre: Keine Lust mehr auf die Lust? Im Gegenteil!
Sex, Hormone, Fruchtbarkeit – das gehört nach landläufiger Meinung zusammen. Die Wechseljahre werden daher von vielen Frauen oftmals besorgt mit einem Verlust an Weiblichkeit und Sexualität in Verbindung gebracht. Häufig stellt sich die Frage, ob Wechseljahre und Beenden der fruchtbaren Lebensphase auch gleichzeitig sexuelle Unlust bedeutet. Der Spaß am Sex muss jedoch in dieser Zeit nicht leiden. Einige Frauen erfahren gerade dann sogar ein gesteigertes sexuelles Verlangen.
Libidoverlust in den Wechseljahren: nicht immer sind es die Hormone!
Bei einigen Frauen im Klimakterium werden erotische Phantasien seltener, das Interesse am Sex lässt nach. Dies ist nicht für jede Frau ein Problem. Gehen mit dem Rückgang der Sexlust jedoch ein Verlust des Selbstwertgefühls und Probleme in der Partnerschaft einher, kann diese Situation sehr belastend sein. Die Liste der möglichen Lustkiller ist lang und umfasst hormonelle, organische ebenso wie psychische Ursachen.
Wichtig für Sie:
Während und nach den Wechseljahren können Frauen genauso viel Spaß am Sex haben wie zuvor.
Wann sind die Hormone schuld?
Insbesondere die Konzentration der in den Eierstöcken gebildeten weiblichen Sexualhormone nimmt in den Wechseljahren ab. Sie haben bislang unter anderem die Aufrechterhaltung von Fruchtbarkeit und Sexualfunktion gewährleistet. Langfristig werden auch immer weniger männliche Hormone, vor allem Testosteron, produziert.
Trockene Scheide und empfindliche Harnwege
Als direkte Folge des Hormonmangels kommt es zu einer Rückbildung des Scheidenepithels (vaginale Atrophie). In einigen Fällen sind auch die Harnwege betroffen. Der Intimbereich, insbesondere Schamlippen und Scheidenschleimhaut, werden schlechter durchblutet. Das Gewebe wird dadurch dünner, trockener und auch anfälliger für Verletzungen. Es kommt häufiger zu „Wundsein“.
Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Sexualität. Denn für einen reibungslosen und schmerzfreien Sex ist das sogenannte Feuchtwerden der Scheide (medizinisch Lubrikation) notwendig. In den Wechseljahren dauert dieser Prozess länger. Dabei kann es auch einer längeren Stimulation bedürfen, bis sexuelle Erregung oder ein Orgasmus einsetzt. Bei regelmäßiger sexueller Aktivität bleibt die Schleimhaut jedoch zumeist elastisch und wird schnell feucht.
Das hilft: damit Sie wieder Lust an der Lust bekommen!
Den hormonbedingten Beschwerden beim Sex können Sie durch Befeuchten der Scheidenschleimhäute entgegenwirken. Dabei helfen Befeuchtungsgele oder hormonhaltige Cremes, die im Intimbereich angewendet werden. Meiden Sie zusätzlich alles, was die Haut im Intimbereich reizt und Infektionen fördert.
Dazu gehören:
- enge und nicht atmungsaktive Hosen und Unterwäsche,
- eine zu intensive Intimpflege,
- chemische Verhütungsmethoden, wie mit spermienabtötenden Chemikalien beschichtete Kondome,
- Intimschmuck und Piercings.
Wichtig für Sie:
Infektionen sollten stets ärztlich behandelt werden. Auch bei schwerwiegenden hormonellen Beschwerden oder Schmerzen beim Sex ist der Besuch bei Ihrem Frauenarzt ratsam.
Wann ist endlich Hitzefrei? Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen als Lustkiller
Diese Leitsymptome der Wechseljahre führen oftmals dazu, dass Frauen erschöpft, müde und unkonzentriert sind. Allgemeine Lustlosigkeit stellt sich oftmals ein, die Bedeutung von Sex tritt vorübergehend in den Hintergrund. Auch Stimmungsschwankungen erschweren in dieser Zeit häufig ein romantisches und intimes Miteinander. Sex ist jedoch sehr vielfältig. Bestimmt finden Sie gemeinsam mit Ihrem Partner eine für sie beide angenehme und entspannende Form sexueller Aktivität.
Körperliche Gründe für Libidoverlust: das stört den Sex
Neben den Hormonen können auch körperliche Ursachen die sexuelle Aktivität beeinträchtigen.
Urogenitale Beschwerden
Während und nach den Wechseljahren kommt es häufig zu einer unterschiedlich stark ausgeprägten Absenkung der Geschlechtsorgane. Dies wird zumeist durch eine zunehmende Muskel- und Bindegewebsschwäche verursacht. Spannungs- und Druckgefühle im Unterbauch und Intimbereich sind dann die Folge. Der Sex kann jetzt schnell als unangenehm empfunden werden.
Auch eine Blasenschwäche bzw. Inkontinenz kann ein Lustkiller sein. Ursache ist hier eine schwach ausgeprägte Beckenbodenmuskulatur. Schon bei geringer Belastung, wie Husten oder Lachen, kann dann unfreiwillig Harn abgehen. Dies wird von den Betroffenen meist als unangenehm und peinlich empfunden, so dass sie intimen Kontakten aus dem Weg gehen.
Auch typische Frauenleiden können die Lust auf Sex verderben. Bei einer Endometriose liegen Teile der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Das kann zu Schmierblutungen führen, aber auch sehr unangenehm oder schmerzhaft sein. Dasselbe gilt für Myome, gutartige Wucherungen an der Gebärmutter.
Chronische Erkrankungen können sich auf die Sexlust auswirken
Manche Krankheiten können dazu führen, dass der Sex schmerzhaft wird oder sich die Libido vermindert. Hierzu zählen chronische Erkrankungen, wie eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, rheumatoide Arthritis, Psoriasis (Schuppenflechte), Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung) sowie Diabetes mellitus Typ 1. Auch Krebserkrankungen und damit verbundene Therapien können Probleme beim Sex verursachen.
Mit steigendem Alter nehmen viele Menschen auch mehr Medikamente ein. Diese können sich ebenfalls negativ auf das sexuelle Verlangen auswirken. Sprechen Sie in dem Fall mit Ihrem Arzt. Vielleicht ist eine Anpassung der Dosis oder eine Umstellung auf ein anderes Medikament notwendig.
Wichtig für Sie:
Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie unklare sexuelle Beschwerden stets von einem Frauenarzt abklären lassen. Er kann Ihnen die richtige Behandlung empfehlen.
Bin ich noch attraktiv?
Es fühlt sich an, als wäre man wieder in der Pubertät. Der Körper verändert sich und Sie müssen damit erstmal klarkommen. Gerade in den Wechseljahren sind Frauen dann häufig verunsichert.
Viele fühlen sich im eigenen Körper oft nicht mehr wohl. Bei manchen Frauen stellt sich mit dem endgültigen Abschied von Jugend und Fruchtbarkeit sogar ein Minderwertigkeitsgefühl ein. Doch wenn man sich selbst nicht mehr wohl fühlt, wie wirkt man dann auf andere? Schnell kommt da die innere Angst hoch, der Partner könnte einen nun zurückweisen.
Die Wechseljahre sind zudem häufig mit einer Veränderung der Lebensumstände verbunden. Das kann für viele Frauen psychisch sehr belastend sein. Auch, dass sich Ihr Verhältnis zum Partner gegebenenfalls ändern wird. Möglicherweise aber spielt Sex für Sie in dieser Lebensphase dann eine eher untergeordnete Rolle. Aber auch Hektik und Stress im Alltag sind Lustkiller Nummer eins.
Gemeinsam durch dick und dünn? Durch diese Phase schaffen Sie es auch!
Da auch der Lebenspartner von der veränderten Situation betroffen ist, sollten Paare unbedingt das offene Gespräch suchen und sich über ihre Bedürfnisse und Vorstellungen austauschen. Brauchen Sie nach einem stressigen Tag zunächst Zeit für sich, kommunizieren Sie dies dem Partner. Mit viel Ruhe, Zeit und Zärtlichkeit kommen dann auch wieder romantische Stunden, in denen sie beide lustvollen Sex haben.
Manchmal kann eine Paarberatung oder im Fall schwerwiegender Probleme das Gespräch mit einem Psychologen hilfreich sein. Auch eine Beratung bei dem Frauenarzt oder der Austausch in einer Selbsthilfegruppe bzw. bei Beratungsstellen ist für viele Betroffene nutzenbringend. Mit Ihrem Problem sind Sie nicht allein!
Wichtig für Sie:
Sexuelle Lustlosigkeit ist gerade bei psychischen Ursachen häufig ein Tabuthema. Überwinden Sie die Scham, denn zur Verbesserung der Situation ist ein offenes Gespräch notwendig.
Mit sanften Mitteln gegen die sexuelle Unlust: diese Hausmittel helfen
Bringen Sie wieder Schwung in Ihr Leben! Mit einer gesunden Lebensweise, Sport und Bewegung sowie Entspannungstechniken können Sie viel tun. Auf diese Weise steigern Sie das seelische und körperliche Wohlbefinden. Dies wirkt sich auch positiv auf die Libidosteigerung in den Wechseljahren aus. Darüber hinaus gibt es Hilfs- und Hausmittel, die das sexuelle Verlangen der Frau steigern können.
Homöopathie und Akupunktur können Ihnen bei Ihren Beschwerden und sexueller Unlust in den Wechseljahren helfen. Im Bereich der Phytotherapie haben sich insbesondere Präparate auf Basis der Traubensilberkerze bei Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen bewährt. Johanniskraut und Baldrian wirken gut bei psychischen Beschwerden wie depressive Verstimmung bzw. innerer Unruhe. Sind diese Beschwerden erstmal überwunden, kommen Sie bestimmt wieder zum Höhepunkt!
Durch den Einsatz von Gleitgelen, Cremes oder Zäpfchen kann ebenfalls die sexuelle Empfindsamkeit gesteigert werden. Weiterhin gilt: Regelmäßiger Sex und Selbstbefriedigung halten die Schleimhaut elastisch. Seien Sie kreativ und offen für Neues, auch so kann die Lust am Sex wieder geweckt werden!
Medikamente zur Luststeigerung in den Wechseljahren
Je nach Beschwerden kommen zur Behandlung sexueller Unlust bei Frauen unterschiedliche Mittel in Frage. Bei schwerwiegenden hormonellen Störungen kann beispielsweise eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Je nach Symptomatik werden Östrogene oder Androgene in unterschiedlichen Kombinationen eingesetzt. Im Fall von psychischen Ursachen können zeitweise eingesetzte Antidepressiva Abhilfe schaffen.
Wichtig für Sie:
Sexuelle Unlust kann mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine vorübergehende Phase, nach der sich das sexuelle Verlangen wieder einstellt.